Institutionelle Innovation Fall Vorstellung: Ghana und Institutioneller Wandel im Bergbau Sektor

Ghana ist uns als Europäer als Land der Schokoladen Bohen bekannt. Die sozialen oder wirtschaftlichen Herausforderungen sind uns jedoch meist unbekannt.

Die Begriffe “Kampf gegen illegalen Bergbau” oder “Durchgreifen gegen illegalen Bergbau” sind Erzählungen, die weitgehend mit Ghanas kleinem, handwerklichen Bergbausektor (Artisanal Small-Scale Mining – ASM) in Verbindung gebracht werden. Diese Erzählungen können den Eindruck erwecken, dass es sich entweder um kriminelle Aktivitäten oder um den Kampf der Behörden zur Durchsetzung der Rechtsstaatlichkeit handelt.

Aus institutioneller Sicht geht es jedoch um den drei Jahrzehnte währenden Kampf, mit informellen lokalen Institutionen in Ghana zu arbeiten, sie zu nutzen und schrittweise zu reformieren. Die Verbesserung von Governance-Mechanismen wird oft als Ergebnis direkter Strategien angenommen, d. h. einer starken zentralstaatlichen Koordination, die auf formalen Governance-Institutionen (Formal Governance Institutions – FGIs) basiert (Institute of Development Studies, 2010).

In Entwicklungsländern wie Ghana stehen solche direkten Strategien jedoch vor erheblichen Herausforderungen bei der Umsetzung. Als maßgebliche Ursachen für diese Herausforderungen wird häufig die historische koloniale indirekte Herrschaft genannt, die zu einem vergleichsweise schwachen und kleinen Zentralstaat führte. Gleichzeitig, so wird argumentiert, stärkte diese indirekte Herrschaft die bestehenden ländlichen Autoritäten sowie die zugrunde liegenden informellen Regeln der natürlichen Ressourcenverwaltung (Informal Local Governance Institutions – ILGIs) in Ghana (Abdulai, 2017).

Eine retrospektive Analyse betrachtet den institutionellen Wandel als historischen Prozess und als Intervention mit dem Ziel, die ILGIs schrittweise in FGIs zu überführen – mit besonderem Fokus auf den Artisanal Small-Scale Mining (ASM) Sektor in Ghana. Der ASM-Sektor blieb weitgehend außerhalb des formalen wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmens Ghanas und wurde folglich hauptsächlich durch informelle Strukturen geregelt. Das wirtschaftliche Erholungsprogramm (Economic Recovery Plan – ERP) und das Strukturanpassungsprogramm (Structural Adjustment Program – SAP) in Ghana – beide zentral koordiniert durch die maßgeblichen Akteure, nämlich die Regierung von Ghana (Government of Ghana – GoG), den Internationalen Währungsfonds (IMF) und die Weltbank – identifizierten den ASM-Sektor als weitgehend unerschlossene Einnahmequelle (Abdulai, 2017).

Dies führte schließlich zu Governance-Reforminitiativen wie dem “ASM-Formalization”-Prozess, der neue Vorschriften und institutionelle Veränderungen einführte – von kollektiver zu privater Eigentumsstruktur und von lokaler Entscheidungsfindung hin zu einer verstärkten zentralstaatlichen Kontrolle und Koordination.

Weit davon entfernt, ein einfacher institutioneller Wandel zu sein, zeigt dieses Beispiel die Herausforderungen direkter Governance-Strategien auf und verdeutlicht, wie eine alternative, indirekte Strategie möglicherweise besser an den institutionellen Kontext Ghanas angepasst wäre.

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Institutionelle Innovation: Ghana (Analyse)